Corona, das frühe Ausscheiden beim Coupe d’Europe im nordfranzösischen Douarnenez, schließlich der Abbruch der Saison. „Das alles war schon wirklich hart“, bringt es Teamchef Paul Kimmeskamp vom Deutschen Billard-Rekordmeister DBC Bochum auf den Punkt. „Wir haben zum Ende dieser so seltsam verlaufenden Saison allerdings noch eine erheblich bitterere Pille zu schlucken: Thomas Nockemann, einer der besten Cadre-Spieler in Europa, wird nach vielen Jahren nicht mehr für uns spielen.“
Das war allerdings nicht nur eine bittere Pille für den DBC, sondern ein echt brutaler Schock. Sicher ist nämlich leider auch, dass der Lüdenscheider Justizangestellte, der in seiner beispiellosen Karriere zahllose Partien für Bochum gewann, auf gar keinen Fall zu einem anderen Verein oder schlimmstenfalls gar zu einem Ligakonkurrenten, wechseln wird. „Thomas“, stellt Ludger Havlik fest, der Teamkollege und 2. Vorsitzender des DBC, „Thomas hört komplett mit dem Billardsport auf.“
Eine ernüchternde Nachricht, die Nockemann, mit 35 Goldmedaillen Rekordtitelträger bei Einzelmeisterschaften in der Karambol-Disziplin, ganz nüchtern kommentiert. „Das Niveau, auf dem ich neben meinem normalen Beruf gespielt habe“, sagt er, „fordert ein Höchstmaß an Konzentration und ein Maximum an Trainingseinheiten.“ Sein Arzt habe ihm allerdings schon mehrfach sehr nachdrücklich geraten, diese herausfordernde Doppelbelastung endlich zu beenden.
„Der ärztliche Rat“, da ist das Billardass inzwischen sicher, „war enorm wichtig und hat mich endlich auf den richtigen Weg gebracht.“ Die Konsequenzen hat der Lüdenscheider bereits zu 100 Prozent gezogen. „Ich habe meinen privaten Billardtisch gerade verkauft. Ich bin viel entspannter und kann jetzt diesen Raum komplett neu verplanen und zum Hundesport-Trainingsraum umnutzen.“
Beim DBC Bochum, der nun ohne seinen sieggewohnten und langjährigen Mitstreiter auskommen muss, mit dem man über ein Dutzend Titel gewann, ist man sehr traurig, aber auch sehr gefasst. „Die Gesundheit“, sagt Teamchef Paul Kimmeskamp, „geht in jedem Fall vor. Wir wünschen Thomas nur das Allerbeste für die nun kommende billardfreie Zeit.“ Wie sich das Team dann allerdings in der kommenden Saison präsentieren wird, ist derzeit völlig offen. „Für einen Thomas Nockemann in Deutschland Ersatz zu finden“, ergänzt er und umreißt ganz nüchtern das Problem, „das ist praktisch unmöglich.“