Eine gute Flasche Wein darf man immer „köpfen“, wenn es etwas zu feiern gibt – und deshalb wechselten am Samstag im Billardzentrum einige gute Tropfen den Besitzer: der DBC Bochum hatte eingeladen, um seinen 30. Titel als Deutscher Billard-Mannschaftsmeister Mehrkampf zu feiern. Sowohl die Stadt Bochum als auch der DBC selbst überreichten Wein-Präsente an das erfolgreiche Team, das an diesem Tag zwei Stunden lang intensive Trainer-Aufgaben übernahm.
Viele Interessierte, vor allem aus dem Billard-Umfeld, ließen sich von den DBC-Meisterspielern coachen und sowohl Jascha Dröge vom Sponsor Stadtwerke Bochum als auch Bürgermeisterin Gabi Schäfer überbrachten ganz persönlich Jubiläums-Grüße und besonders gute Wünsche für die sportliche Zukunft des DBC, der in drei Jahren seinen 100. Gründungstag feiern wird.
Bildergalerie Eberhard Franken
Vorsitzender Thomas Szkirde hatte in seine Weintüten einen besonders guten Gewürztraminer packen lassen und freute sich, dass die Weinkenner im Team das zu schätzen wussten. Mit Geschäftsführer Paul Kimmeskamp und dessen Frau Monika sorgte er auch für ein dem Anlass gerechtes Buffet. Die hochklassigen Dessert-Varianten hatten übrigens Monika Kimmeskamp und der Vorsitzende eigenhändig produziert.
Bildergalerie: Andrea und Horst Wiedemann
Wer die Rede von Eberhard Franken verpasst hat oder sie sich noch einmal durchlesen möchte, kann diese hier nachlesen:
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schäfer, liebe Gabi, sehr geehrter Herr Dröge,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Billard- und Sportfreunde
unser großer Tag ist ja schon eine Weile her. Es war der 11. Juni 2023, an dem wir denkbar knapp das Endspiel der „Final Four“ beim BC Grüner Tisch Buer und damit unseren 30. Deutschen Meistertitel gewannen. Es war ein nervenaufreibender Krimi für die Billardfans aus Bochum und Castrop-Rauxel. Mit dem unfassbaren 4:4 im Finale gegen ABC Merklinde holten unsere Jungs nach einem 0:4-Rückstand den 30. Titel als Deutscher Mannschaftsmeister Mehrkampf für den DBC Bochum, der einer der kleinsten Vereine der Stadt ist, aber wahrscheinlich ihr erfolgreichster.
Es war unfassbar – vor allem für die Gegner aus Castrop, die sich wahrscheinlich schon als Meister gesehen hatten und am Ende um Haaresbreite unterlagen. Trotz identischer Partiepunkte, jeweils mit einem Sieg und zwei Unentschieden, hatte das mental starke Team des DBC Bochum schließlich die Nase vorn, weil wegen der Punktgleichheit am Ende der bessere Mannschaftsgeneraldurchschnitt (MGD) als Zünglein an der Waage fungierte. Und da waren die Bochumer Asse mit ihrem MGD klar besser als die Finalgegner von ABC Merklinde.
Nach der ersten Spielrunde und zwei Niederlagen waren wir unter Zugzwang – aber Ludger Havlik und Michel van Silfhout, der über das Turnier einen großartigen GD von 67,70 Points spielte, blieben im Finale eiskalt. „Was die beiden da im entscheidenden Moment gespielt haben“, meinte Teamkollege Horst Wiedemann später, „war unfassbar cool, technisch ausgereift, auf allerhöchstem Niveau.“ John van der Stappen, Thomas Berger und Horst Wiedemann trugen in der Finalrunde das Ihre zur Gesamtleistung des erfolgreichen Teams bei.
Der Erfolg ist also nach wie vor da, Bochum weiterhin das Epizentrum der Karambol-Spielart – auch wenn diese Spielart von der Deutschen Billard Union wirklich sträflich vernachlässigt wird. Das muss hier unbedingt erwähnt werden. Es ist und bleibt einfach eine lachhafte Posse, dass der Deutsche Meister in der Oberliga NRW ermittelt wird.
1962 war es, als der DBC seinen ersten Titel auf dem kleinen Billard holte. Er gewann mit den ambitionierten, noch jungen und waschechten Bochumern Paul Kimmeskamp, Alfred Scharmach, Klaus Hose, Wolfgang Fischer und Karl-Heinz Sonneborn überraschend gegen die hoch favorisierten Teams aus Saarbrücken (mit dem legendären August Tiedtke) und Berlin.
Aktuell ist kein Bochumer mehr dabei, aber das Team funktioniert als familiäre Einheit. Ludger Havlik lebt in Marl, Horst Wiedemann in Essen, Thomas Berger kommt aus dem Ruhrgebiet, lebt jetzt aber in Limburg. Sie alle spielen schon jahrelang beim DBC Bochum und auch die beiden Holländer Michel van Silfhout und John van der Stappen passen schon eine Weile – sportlich wie menschlich – brilliant in die Mannschaft, die viele Jahre von Bochumern dominiert wurde.
Ohne verlässliche Sponsoren und langjährige Unterstützer bleibt jeder sportliche Erfolg leider nur zeitlich begrenzt. Insofern gilt unser besonderer Dank speziell den Stadtwerken Bochum, denn die Bochumer Stadtwerke, lieber Herr Dröge, stehen uns seit vielen, vielen Jahren als Sponsor zur Seite. Ohne diese Unterstützung und auch die der Stadt Bochum, liebe Gabi Schäfer, wäre all dies nicht möglich gewesen. Neben 30 Team-Titeln stehen ja auch noch über 75 nationale und internationale Einzeltitel unserer Spieler.
1970 stiegen wir in die gerade erst gegründete 1. Bundesliga auf und gewannen dort von 1975 bis 1977 den ersten von insgesamt drei Meister-Hattricks. 1997 bis 2002 schaffte der DBC gar sechs Titel hintereinander, 2012 bis 2018 sogar sieben Meisterschaften. Das hätte schon von 1975 bis 1981 passieren können, aber 1978 war unser Bochumer Spitzenmann Klaus Hose im Krankenhaus. Eine Kölner Zeitung titelte damals, als der Kölner Spieler Schwanz fehlte: „Köln kann ohne Schwanz spielen, aber Bochum nicht ohne Hose“.
Man könnte sagen, wir seien die „Bayern“ des Karambol-Billard. Und darauf sind wir stolz. Es ist vor allem dem leider viel zu früh verstorbenen langjährigen Vereins- und Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Sonneborn zu verdanken, dass wir – auch mit Hilfe der DBC-Familie – diese sport-und erfolgsorientierte Ausrichtung kultiviert und mit Erfolgen gekrönt haben. Das Billardzentrum hier am Holtkamp ist sein Werk. Er hat die Immobilie gekauft und dem DBC die sportliche Weiterentwicklung ermöglicht. Sein langjähriger Weggefährte Paul Kimmeskamp, immer noch Geschäftsführer des DBC, führt dieses Erbe fort.
2017 gewannen wir in Prag nach mehrfachem knappen Scheitern endlich, endlich den Coupe d’Europe für Classic-, also Karambolage-Teams, was zur Folge hatte, dass der damalige DBC-Vorsitzende ein Billard-Groß-Event in der Rundsporthalle plante, um zu Hause den Titel zu verteidigen. Wir unterlagen knapp im Finale gegen das französische Team aus Douarnenez. Das als Billard-Werbeveranstaltung geplante Event hinterließ dann leider – trotz öffentlicher Förderung – ein finanziell schmerzhaftes Defizit.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass wir uns weiter intensiv bemühen müssen, Menschen jeden Alters, vor allem aber den möglichen Nachwuchs an den Billardsport heranzuführen, das Interesse dafür zu wecken, sie alle dazu bringen, dass sie sich öffnen für diesen hochinteressanten Sport, den man von Jugend an bis ins hohe Alter – und durchaus dann auch immer noch erfolgreich – betreiben kann, wie unser Wolfgang Kuhnke mit seinen Seniorenmeisterschaften eindrucksvoll beweist.
Genau deshalb haben wir heute Nachmittag kleine, aber spannende Trainingseinheiten mit unseren Spitzenspielern angeboten, die teilweise schon mehrfach die Deutsche Billardmeisterschaft Mehrkampf gewonnen, aber auch internationale Einzel-Titel geholt haben. „Praktisch-amüsante Physik tanzt auf dem blaugrünen Tuch einen heißen Tango mit dem oft faszinierten Spieler“, hatten wir in der Einladung geschrieben. Ja, Billard, vor allem unsere bevorzugte Spielart, das Karambolage-Billard, ist eine prickelnde Herausforderung – für Jung und für Alt.
Wie sagte Klaus Hose so gern: „Billardspielen ist das zweitschwerste Spiel auf der Welt.“
Damit erntete er meist fragende Blicke – und stets eine Gegenfrage …
Am schwersten ist natürlich: Gut Billard spielen!
Und weil wir das hier beim DBC Bochum so gut können, können wir heute die 30. Deutsche Meisterschaft mit euch feiern.
Ach ja: Helmut Biermann, der Vorsitzende des Billardverbandes Westfalen, kann wegen eines familiären Termins nicht kommen, lässt aber Glückwünsche ausrichten und uns sehr herzlich grüßen.
Vielen Dank für die Geduld und die Aufmerksamkeit