Es ist nun ein Jahr her, da trat eine der bedeutendsten Persönlichkeiten vom DBC Bochum in seiner Funktion als Geschäftsführer ab. Sein Engagement als Team-Chef und Mitglied führt er weiterhin fort. Nun gewährt er persönliche Einblicke in die Zeit danach, kommentiert die Top-Transfers des Liga-Konkurrenten und nennt ganz besondere Augenblicke in seiner eigenen Spielerkarriere.
1.Hallo Paul, wie geht es dir?
Mir geht es weiterhin gut. Am Billardgeschehen bin ich immer noch sehr interessiert.
2. Du bist mittlerweile seit einem Jahr aus dem Vorstand zurückgetreten, wie hast du diese Zeit wahrgenommen?
Ich bin aus Altersgründen aus dem Vorstand zurückgetreten, weil rechtzeitig einem jüngeren Platz gemacht werden muss. Die umfangreichen Aufgaben als Geschäftsführer eines der erfolgreichsten Bochumer Sportvereine bedürfen der gründlichen Einarbeitung eines Nachfolgers, damit kein Vakuum in der Vereinsarbeit entsteht. Deshalb hatte ich mich für zwei Jahre als 2. Geschäftsführer wählen lassen.
Die Zeit des Rücktritts habe ich derart wahrgenommen, dass alle Aufgaben vom geschäftsführenden Vorstand weiterhin vernünftig geregelt sind und insbesondere die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit intensiviert wurde.
3. Du hast immer sehr viel Verantwortung übernommen und viele Dinge im Verein geregelt. Fehlt dir es da nicht an manchen Dingen?
Mir fehlt es an nichts. Zunächst musste ich mich jedoch daran gewöhnen, dass es auch ohne mich im Vorstand geht. Ich habe noch ausreichend Aufgaben beim Billard, denn es macht mir immer noch Spaß, weiterhin als Betreuer des Bundesliga- und Europacup-Teams organisatorisch eingebunden zu sein.
4. Der DBC Bochum hat in diesem Jahr das historische Double gewinnen können, wie präsent sind die Titelgewinne noch bei dir?
Die Titelgewinne in diesem Jahr sind bei mir noch sehr präsent. Es war eine sportlich sehr intensive und spannende Saison. Es hat viel Freude bereitet, zumal auch der Erfolg vorhanden war.
5. Der größte Titelkonkurrent ABC Merklinde hat mit Raymund Swertz und Raul Cuenca zwei europäische Superstars verpflichtet. Der DBC Bochum hat auf Neuzugänge verzichtet. Ist der DBC dennoch Hauptanwärter auf den Titel?
Unser Hauptkonkurrent für den DM-Titel ist nach wie vor der ABC Merklinde. Die Verstärkungen beim Nachbarverein aus Castrop-Rauxel mit aktuellen Europameistern aus Holland und Spanien ist eine Herausforderung, auf die sich unsere Spieler freuen. Den DM-Titel gewinnen wird am Ende die Mannschaft, dessen Spieler in den entscheidenden Situationen die Ruhe behalten. Bisher war das der DBC.
6. Der Europapokal im nächsten Jahr in Bochum gilt als „Mega-Event“. Wird der DBC dort auch sportlich wieder auf Titeljagd gehen?
Ich begrüße es, dass der Vorsitzende Fabian Blondeel die Weichen für die Ausrichtung des EM-Finales in Bochum gestellt hat und die Billardverbände und die Stadt Bochum die Unterstützung zugesagt haben. Diese einmalige Chance, die Ausrichtung des Coupe d’Europe in unsere Heimatstadt zu holen, musste der DBC Bochum einfach nutzen. Nur als Titelträger hat man das Anrecht auf Ausrichtung der Europameisterschaft in der kommenden Saison.
Durch die Weltklassespieler in den Finalteams wird es sehr schwer, den EM-Titel zu verteidigen. Wir haben jedoch Heimrecht und keinen Reisestress. Die Spieler müssen sich im April 2018 dafür wieder spielerisch und mental in Höchstform präsentieren. Natürlich braucht man auch einen glücklichen Partieverlauf.
7. In der Saison 2018/19 sollen nur noch drei Spieler im Team antreten und die Disziplin Freie Partie entfallen. Macht dieser Beschluss der BL-Vereine für dich Sinn?
Der Beschluss, in der übernächsten Saison anstatt mit vier nur noch mit drei Spielern pro Team in der Bundesliga zu spielen, kann Sinn machen. Es geht darum, genügend Mannschaften für einen Unterbau (2. Bundesliga) zu haben und Kosten für die Vereine zu senken, um dadurch die Bundesliga-Mehrkampf langfristig zu erhalten.
Ob es durch eine Änderung jedoch gelingt, mehr BL-Mannschaften zu bekommen und die Bundesliga für die Zukunft zu wappnen, steht in den Sternen. Weiterhin müssen nach wie vor mindestens 2 Spieler pro Mannschaft Deutsche sein.
8. Du bist nun schon über 60 Jahre mit dem Billard und dem DBC verbunden. Was waren für dich die schönsten Momente in deiner Spielerkarriere und deiner Funktion im Vorstand?
Zwei der schönsten Momente meiner Spieler-Karriere liegen weit zurück. Im Jahre 1963 wurde der Verein, der damals noch „Unter uns“ Dahlhausen hieß, erstmals und sehr überraschend deutscher Meister. Die Mannschaft mit Klaus Hose, Karl-Heinz Sonneborn, Wolfgang Fischer, Alfred Scharmach und mir war sehr jung und bestand nur aus Spielern, die auch in Bochum wohnten. Mir gelangen im Endspiel 400 Points in 1 Aufnahme und damit der Sieg der Mannschaft, obwohl ich vorher niemals eine Serie über 200 Points erzielt hatte. Ein weiterer schöner Moment war für mich bei der deutschen Einzelmeisterschaft Freie Partie im Jahre 1970, als ich den damaligen Über-Billardspieler Siegfried Spielmann aus Düsseldorf mit einer Serie von 500 Points bezwang und dadurch Klaus Hose den Weg zum DM-Titel bereitete.
Im Vorstand tätig zu sein, bedeutet viel Arbeit und Geduld. Ich war als Geschäftsführer erst zufrieden, wenn im Verein alles gut klappt und sich langfristig der gewünschte Erfolg einstellt.
9. Hin und wieder sieht man dich auch noch selbst mit dem Queue in der Hand. Und das noch immer auf beachtlichem Niveau. Wirst du in der kommenden Saison noch selbst Spiele bestreiten?
Selbst Turniere spielen, möchte ich nicht mehr. Mein Spielniveau ist bescheiden geworden, intensives Training fällt im Alter schwer. Nur im Notfall stehe ich noch als Ersatz zur Verfügung.
10. Wie nutzt du heute die Zeit, die du früher für den Billardsport investiert hast?
Wie vorher ausgeführt, betreue ich weiterhin unsere Bundesligamannschaft. Die Zeit, die ich für ständige Vorstandsarbeit einsetzte, nutze ich jetzt mehr für meine Familie und besuche als Hobby große Billardturniere.