Die Geschichte ist lang. Und sie ist glücklicherweise noch nicht zu Ende. Im Oktober 2016 hatte allerdings eine sehr ausgedehnte Etappe ihr Ende gefunden: Paul Kimmeskamp, der personifizierte Billardsport nicht nur in Bochum, hatte sein Amt als Geschäftsführer des DBC Bochum nach 45 Jahren in etwas jüngere Hände gelegt. Sie haben ihm damals mit viel Applaus gedankt – und ihn aus dieser einen Funktion verabschiedet. Denn eines war ja klar: „Sein“ Bundesligateam, das seit 1994 sein liebevoll gehegtes „Baby“ ist, betreute er natürlich weiter.
Seitdem ist viel passiert und „Mr. Billard“ feiert in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen: Zum einen ist er seit 60 Jahren Mitglied des DBC Bochum, zum anderen betreut er nun schon seit 25 Jahren das Erstliga-Team, mit dem er selbst einige Deutsche Meisterschaften gefeiert hat. Billard war stets ein großer Teil seines Lebens. Eine Leidenschaft, die seine Frau stets mittrug. „Monika war immer da und verdient selbst große Anerkennung. Sie betreute die Gäste des DBC und war national und international oft mit unterwegs.“
Als Kimmeskamp 1959 zum DBC kam, hieß der Billardclub noch „Unter uns“ Dahlhausen und man trainierte in der Gaststätte von „Opa Hose“ am Dahlhauser Bahnhof. Dessen Enkel, der legendäre Klaus Hose, war Kimmeskamps kongenialer Teampartner. Mit Wolfgang Fischer, Alfred Scharmach und Karl-Heinz Sonneborn holte man von 1962 bis 1965 drei nationale Team-Titel auf dem kleinen Billard, was letztlich 1970 zum Aufstieg in die gerade gegründete 1. Bundesliga führte, in der Kimmeskamp und seine Teamkollegen schon 25 Titel gewannen, die drei Titel auf dem kleinen Billard gar nicht nicht mitgerechnet.
„Dass es in diesem Frühjahr beim Meisterschaftsfinale in Hilden nicht gereicht hat“, so Kimmeskamp, „bedauern wir natürlich, aber es ist kein Beinbruch.“ Er ist Sportsmann genug, den Hildenern, die eine sehr starke Saison gespielt haben und in der Vergangenheit oft genug gegen den DBC den Kürzeren gezogen haben, diesen Titel zu gönnen.
„Paul hat als Spieler und als Funktionär eine blitzsaubere Bilanz“, lobt Vorsitzende Gerda Blache, die mit Kimmeskamp noch vor kurzem durch raues Gewässer segelte. Vor einem Jahr stand der Deutsche Rekordmeister plötzlich ohne Führung da – und Kimmeskamp zögerte keine Sekunde, den Geschäftsführerposten erneut zu besetzen. Der verdiente Funktionär wird also 2020 den 50. Jahrestag des Erstliga-Aufstiegs noch als Geschäftsführer feiern können.
Ob die Stadtwerke Bochum, die über sehr lange Jahre Hauptsponsor der Titelsammler aus Weitmar waren und den Spitzensport auf dem grünen Tuch absicherten, dann noch oder wieder etwas Umfangreicheres für den Billardsport tun, steht in den Sternen. „Es ist heute alles nicht mehr so einfach“, hatte der zwischenzeitliche Kimmeskamp-Nachfolger Günter Ulrich Ende 2016 gesagt. „Wir haben Erfolg. Aber der ist aktuell infrage gestellt, weil uns ein Hauptsponsor fehlt, mit dem wir unseren Bundesligaspielbetrieb und die erfolgreiche Breiten- und Jugendarbeit fortsetzen können.“ Und das stimmt noch heute.
Eberhard Franken